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28. Mai 2007, 18:18 Uhr Von Christian Görtzen
FC St. Pauli
"Ich war kaputt, positiv leer, ausgelutscht"
Das große Ziel ist erreicht: Der FC St. Pauli ist nach vier Jahren in der Regionalliga wieder zweitklassig. Wie geht es jetzt weiter? WELT ONLINE sprach mit dem Trainer und Sportchef Holger Stanislawski über die Perspektiven und seine Gefühle nach dem 2:2 gegen Dynamo Dresden.
WELT ONLINE: Herr Stanislawski, wie war für Sie der Tag nach dem großen Triumph? Weiterführende links
"Eine neue Liga ist wie ein neues Leben" St. Pauli feiert den vorzeitigen Aufstieg Holger Stanislawski: Ich war relativ kaputt, positiv leer, ausgelutscht. Es war ein ruhiger Tag zusammen mit der Familie. VIDEO.WELT ONLINE: Am Freitagabend haben Sie auf dem Spielbudenplatz einige Worte an die Fans gerichtet. Die Gestik und Mimik ließen auf eine bewegte Rede schließen. Nur leider waren Sie nicht zu verstehen, weil der Verstärker der Lautsprecheranlage ausgefallen war. Was haben Sie den Fans denn gesagt? Stanislawski: Ich habe mich nur noch mal bei allen bedankt, die uns vier Jahre lang durch die Regionalliga begleitet haben, immer zum Klub gestanden haben und mit dieser Mannschaft so verschmolzen sind. Namentlich bei meinen Assistenztrainern André Trulsen und KaPe Nemet sowie dem ganzen Funktionsteam. WELT ONLINE: Haben die Tücken der Technik etwas von der Freude geraubt? Stanislawski: Ja, die Lautsprecheranlage war in dem Moment noch regionalligawürdig. Von den Zuschauern war das natürlich Zweitliga-Niveau, wenn nicht sogar noch mehr. Wenn da zigtausende Menschen stehen, dann muss man wirklich sagen, dass es gut war. WELT ONLINE: Sind Sie ab sofort mehr Sportchef denn Trainer? Stanislawski: Ja, ich bin jetzt auch gerade unterwegs, um mit Spielern Gespräche zu führen. Ich hoffe, dass ich da mit ein paar positiven Sachen nach Hause komme. WELT ONLINE: Wie viele Neuverpflichtungen schweben Ihnen vor? Stanislawski: Wir wollen jetzt nicht ins Blaue hinein verpflichten. Es geht darum, eine gut funktionierende Mannschaft noch einmal zu verstärken. Neue Spieler müssen auch charakterlich zu dem Team passen. WELT ONLINE: Würden Benny Feilhaber und Oliver Hampel vom HSV II dieses Anforderungsprofil erfüllen? Stanislawski: Benny Feilhaber finde ich interessant, er ist aber für uns nicht finanzierbar... WELT ONLINE: ... auch nicht durch ein Leihgeschäft? Stanislawski: Nein, auch das ist nicht möglich. Mit dem Thema Olli Hampel haben wir uns auseinander gesetzt, aber es hat zurzeit nicht die oberste Priorität für uns. WELT ONLINE: Wie sieht die Lage bei Tobias Schweinsteiger von Eintracht Braunschweig aus? Stanislawski: Er ist auch ein interessanter Spieler. Ich wollte ihn schon im letzten Jahr zum Sommer holen. Da hat er sich für Braunschweig entschieden. Ich habe es auch noch mal im Winter versucht. Wir haben aber auch noch ein paar andere interessante Leute auf der Liste. Da sind wir sehr entspannt. WELT ONLINE: Wenn Sie die jetzige Mannschaft nach ihren gezeigten Leistungen und ihrer Qualität in der Zweiten Liga einordnen sollten, wo würde sich St.Pauli dort wiederfinden? Stanislawski: Schwer zu sagen. Ich glaube, dass unsere Jungs heiß sind. Das ist schon mal gut. Die freuen sich natürlich auf die neue Herausforderung und darüber, dass sie nicht noch ein fünftes Jahr gegen Werder Bremen II spielen zu müssen, sondern beim 1.FC Köln vor 50.000 Zuschauern antreten zu dürfen. Das ist natürlich ein Ansporn. Ich glaube, dass die Jungs ihre Sache gut machen werden. Wo wir am Ende landen werden, das zeigt die Zeit. Als Aufsteiger geht es zuerst um eines: Klasse sichern. WELT ONLINE: Gibt es schon eine weiter ausgerichtete Zielvorgabe, nach dem Motto: Erstes Jahr Klasse halten, dann konsolidieren und im dritten Jahr oben angreifen? Stanislawski: Nein, wir schauen jetzt erst einmal nur auf das erste Jahr. Wir haben natürlich gesehen, wie schwer es für die Regionalligisten ist, sich da durchzubeißen. Jena wäre beinahe wieder heruntergegangen, Braunschweig ist abgestiegen, genauso wie Essen. Das wird erst einmal schwer genug, da schauen wir noch nicht zu weit über den Tellerrand. WELT ONLINE: Wie wird Ihre Mannschaft in das letzte Saisonspiel beim 1.FC Magdeburg gehen, immerhin hat die Partie einen großen Einfluss auf die Ermittlung des zweiten Aufsteigers? Schlagworte
Holger Stanislawski FC St. Pauli Zweite Liga Fußball Stanislawski: Erst am 6.Juni ist für uns die Saison vorbei. Vorher heißt es: volle Konzentration. Die Spieler haben nach dem Dresden-Spiel drei Tage frei bekommen zum Feiern und Genießen. Am Dienstag werden wir wieder vernünftig trainieren – und natürlich auch in den Tagen danach. Wir sind das zum einen unseren Fans schuldig, die uns nach Magdeburg begleiten werden, zum anderen natürlich auch den Mannschaften, die noch Chancen auf den Aufstieg haben. WELT ONLINE: Sie haben sich für die Trainer-Karriere entschieden. Wann unterschreiben Sie Ihren Zweijahresvertrag? Stanislawski: Es werden noch die letzten Feinheiten besprochen. Ich denke, dass es in dieser Woche noch über die Bühne geht.