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*GAZZETTA D'IGITAL - INFORMATIONEN FÜR DIE FANSZENE*
SONDERAUSGABE ZUR AOMV
DATUM 23.03.2007
*VORHANG AUF ZUM LETZTEN AKT*
Eigentlich war es doch sehr ruhig geworden um Sie, Herr Littmann,
und selbst die größten Kritiker konnten nach der zwischenzeitlichen
Konsolidierung der Vereinsfinanzen durch den DFB-Pokal und dem
vermeintlichen Stadionbau-Coup nur schwer gegen Ihre Person als
Präsident des FC St. Pauli argumentieren.
Schon fast vergessen war die Retterkampagne, in der nicht nur
T-Shirts sondern auch die eigene Identität des Vereins verkauft
wurde. In der Sie Grenzen mit einem Fingerschnippen überschritten
haben, für die die aktive Fanszene und Mitglieder des FC St. Pauli
jahrelang zuvor gekämpft hatten. Uwe Seeler, McDonalds, Ole von Beust
- einfach alles schien plötzlich machbar.
Fast vergessen war Ihre Verurteilung von Fans, die sich offen mit
St. Pauli-Klamotten an Demonstrationen gegen die Räumung des
Bauwagenplatzes Bambule beteiligten und sich gegen die repressive
Senatspolitik von Ole von Beust und Ronald Barnabas Schill
positionierten. Noch mehr in Vergessenheit geriet, dass Sie im selben
Atemzug medienwirksam mit St. Pauli-Basecap im Wahlkampf die Grünen
unterstützten.
Fast vergessen waren die von Ihnen verantworteten, willkürlichen
sechs Stadionverbote gegen unsere Freunde. Erst nach lautstarken und
eindringlichen Protesten von hunderten von St. Pauli Fans und dem
Einwirken von Fanclubsprecherrat und Fanladen sind Sie zurückgerudert
und haben fünf Stadionverbote wegen fehlender Gründe wieder aufheben
müssen. Auf eine offizielle Entschuldigung von Ihnen warten die Fünf
bis heute. Sie haben sich zum Handlanger des Repressionsapparates
gemacht ohne diesen ein Mal kritisch zu hinterfragen. Sie haben den
Angaben der Polizei mehr geglaubt als denen Ihrer eigenen, dafür
zuständigen Vereinsangestellten.
Fast vergessen war in diesem Zusammenhang auch die Diskreditierung
Ihres sicherheitsverantwortlichen Vereinsangestellten gegenüber der
Polizei, indem Sie sich nicht schützend hinter ihn stellten als die
Polizei seine Glaubwürdigkeit anzweifelte und ihn bei
Sicherheitsbesprechungen einfach überging. Nein, Sie vertrauten
wieder mal der falschen Seite.
Fast vergessen war auch Ihre Initiierung der Winkehand-Kommerzchoreo
des Abendblattes beim DFB-Pokal Spiel gegen den FC Bayern, welche
wochenlange, Tage und Nächte andauernde, ehrenamtliche Arbeit von
zahlreichen, aktiven Fans mit einem Wimpernschlag zunichte machte.
Fast vergessen war die Täuschung als es um die Zukunft des Clubheims
ging. Sie gaukelten einer Kommission aus Fan- und Vereinsvertretern
vor, diese könnte an der Entscheidung über mögliche zukünftige
Konzepte mitwirken, machten aber hinter deren Rücken längst Nägel mit
Köpfen und verankerten Ihren Willen im Clubheim.
Nicht so ganz vergessen – weil noch sehr frisch - ist der
Zensurversuch nach dem Polizeiangriff auf den Fanladen, indem Sie uns
verboten eine Stellungnahme zu den Vorfällen beim folgenden Heimspiel
im Stadion zu verteilen.
Podiumsdiskussionen mit alkoholgeschwängerten Wahnzusagen,
Fernsehinterviews mit peinlichen Seitenhieben gegen den Lokalrivalen
und Ihre andauernden Darstellungen Ihres Intimlebens im Zusammenhang
mit dem FC St. Pauli, all das hatten wir doch eigentlich schon fast
vergessen.
Ist Ihnen bis hierhin etwas aufgefallen? Stimmt, bisher geht es fast
ausschließlich um Fanbelange. Belange, die nahezu während Ihrer
gesamten Amtszeit von Ihnen mit Füssen getreten wurden. Belange, die
erst nach der Wahl von Klaus Rummelhagen zum Vize-Präsidenten
zumindest bei ihm auf Interesse stießen. Vom Nascimento-Transfer,
Rückzahlung von Vereinsgeldern oder permanenten Satzungsverstößen war
bis hierhin noch gar nicht die Rede.
Mal ganz ehrlich: Der Aufsichtsrat (AR) hatte es schon nicht leicht
in den letzten Jahren. Da waren auf der einen Seite wir, die immer
forderten Sie müssten Ihren Stuhl räumen, weil Sie wegen den
genannten Gründen für uns und den Verein nicht mehr tragbar seien.
Wir hatten es ja auch einfach, denn wenn man nicht in der
Verantwortung steht einen Verein zu führen, muss man sich auch keine
Gedanken über mögliche Nachfolger oder wirtschaftliche Folgen machen
und kann einfach mal aus dem Bauch ein radikales und endgültiges
„Littmann raus!“ schreien. Auf der anderen Seite waren Sie, der es
immer wieder verstand mit Satzungsverstößen, Ignorierung von
Vereinsorganen und Kommunikationsdefiziten auf sich aufmerksam zu
machen. Und dazwischen stand der AR, der in der Verantwortung für
alle Mitglieder, Angestellten, Gremien, Organe und nicht zuletzt der
Fans in diesem Verein stand. Der AR musste Ihre permanenten
Satzungsverstöße aufzeigen, Ihre nie enden wollenden
Kommunikationsdefizite anmahnen und sich dann auch noch
rechtfertigen, warum diese dann doch nie Grund genug waren Sie des
Amtes zu entheben. Diesen schwierigen Spagat bekommt man wohl nur
hin, wenn man eine Sache vor Augen hat: Das Wohl des FC St. Pauli.
Es soll wohl die erste Sitzung mit dem neuen AR gewesen sein, in der
Sie ein Papier zur Arbeit zwischen AR und Präsidium nach dem Motto
„friss oder stirb“ hinwarfen, in welchem Sie u. a. forderten, dass
Fehler aufgrund der ehrenamtlichen Tätigkeit des Präsidiums nicht als
solche zu behandeln sind. Das ein demokratisch gewähltes Organ,
welches laut Satzung dazu verpflichtet ist zu kontrollieren, dies
nicht hinnehmen dürfte, hätte Ihnen wohl klar gewesen sein müssen.
Mit diesem Akt der Konfrontation beraubten Sie den Verein sämtlicher
Chancen auf eine konstruktive und handlungsfähige Zusammenarbeit
zwischen den beiden wichtigsten Organen.
Als der Kontakt und die Abarbeitung von Sachthemen dann unmöglich
schien, soll es wohl der Wille des AR gewesen sein den Ehrenrat als
dafür zuständiges Vereinsorgan zur Vermittlung zwischen den
verhärteten Fronten einzuschalten. Anscheinend wurde dies von Ihnen
abgelehnt, so dass es zu der Konstellation kam, dass externe
Moderatoren zur Vermittlung eingesetzt wurden. Mitten in diese
gemeinsam vereinbarte Annäherungs- und Verhandlungsphase fingen Sie
an über die Presse Interna zu verbreiten und Druck auf den AR
auszuüben, dass dieser Sie wieder für die Wiederwahl nominieren
sollte. Und mitten in dieser Phase traten Sie zurück. Doch der AR
ließ sich von Ihrer erneuten Konfrontationsstrategie nicht beirren,
ging nicht an die Öffentlichkeit und versuchte alle Dinge –
satzungsgerecht – intern zu klären. Selbst als der Druck der Presse
unerträglich schien und die Angriffe nicht nur im Internet persönlich
wurden, hielt der AR Kurs und informierte vorab erst die Gremien,
Organe, Mitglieder und aktiven Fans dieses Vereins, bevor er an die
Presse ging. Er informierte all die, denen nicht die Story, sondern
der Verein am Herzen lag.
Um es noch mal deutlich festzuhalten: bis zu Ihrem Rücktritt hatte
der AR Sie nicht abgesetzt, sondern Sie lediglich noch nicht für eine
Wiederwahl nominiert. Faktisch bedeutete das, dass Sie nach wie vor
der Präsident des FC St. Pauli gewesen wären mit allen Rechten und
Pflichten. Aber Sie wollten es anders und Ihr komplettes Präsidium
trat zurück bzw. kündigte seinen Rücktritt für den 26.03.2007 an.
Damals wurde dieser Termin von Ihnen noch damit begründet, dass Sie
genügend Reaktionszeit geben wollten um ein neues Präsidium
installieren zu können und somit sicherstellen, dass der Verein
handlungsfähig bliebe. Das klang eigentlich auch ganz gut und war
zunächst im Sinne Aller, wenn es dann nicht anders gekommen wäre.
Nachdem der AR seine Hausaufgaben gemacht hatte und ein neues
Präsidium präsentierte, taten Sie alles andere um Ihren Worten auch
Taten folgen zu lassen. Nein, im Gegenteil, Sie zogen bzw. ziehen
immer noch alle Register und waren sich auch nicht zu schade den
vorher verschmähten Ehrenrat anzurufen um Ihrer Amtsenthebung und
somit der Enthebung der Macht um ein paar Tage zu entgehen. Wenn man
hier jemandem unterstellen möchte persönliche Ziele über die des
Vereins zu stellen, dann Ihnen, Herr Littmann.
Eigentlich hätten Sie doch mit einem gelungenen Neubau der
Südtribüne unsterblich und unantastbar werden können, wenn Ihnen
nicht schwere handwerkliche Fehler unterlaufen wären, die mal wieder
Ihrem Wahn nach Alleinherrschaft zuzuschreiben waren.
Wir werden nie verstehen, wie Sie sich heute noch hinstellen können
und verbreiten, der Stadionbau seit noch voll im Soll, die
Bauarbeiten begännen Anfang März. Der eigentliche Baubeginn sollte
Ende Januar sein und der letztmögliche Termin für einen rechtzeitigen
Rückrundenstart wäre Anfang März gewesen. Dieser Termin ist ja nun
lange verstrichen. Wie Sie sich jetzt noch hinstellen können und
behaupten, alles sei noch im Rahmen ist einfach unbegreiflich und
zeugt von Ihrer Ignoranz gegenüber den Beteiligten. Noch weniger
werden wir verstehen können, wie Sie Gelder für die Planung und den
Abriss ausgegeben haben ohne einen Vertrag in der Hand zu haben, der
Ihnen auch Geld einbringen würde. Der Vertrag mit der Stadt war ja
bekanntlich an die Vorgabe gebunden, dass erst alle anderen Verträge
unterschrieben sein mussten, bevor das Geld fließen würde. Uns auch
völlig unverständlich ist, wie Sie mit der Stadionbaugesellschaft
schon externe Geschäfte machen konnten, ohne dass diese GmbH vom AR
genehmigt wurde, was mal wieder einen Verstoß gegen die Satzung des
FC St. Pauli darstellte. Da der AR diese GmbH nie absegnete stehen
Sie auch nach wie vor im Innenverhältnis des Vereins in der
Verantwortung und können finanziell zur Rechenschaft gezogen werden.
Da Ihnen die Mitarbeit von den verschiedensten Interessengruppen am
Stadion angeblich so wichtig war, konnten wir auch nie begreifen,
warum Sie als Mitglied der Lenkungsgruppe zum Stadionneubau dort
meistens nur mit Abwesenheit oder Kurzauftritten glänzten. Hierbei
darf nicht vergessen werden, dass die Lenkungsgruppe eigentlich das
Entscheidungsorgan zum Stadionneubau darstellte. Meistens kamen wir
uns aber so vor, als ob dort nur der Pöbel mit unwichtigen Details
beschäftigt und somit ruhig gestellt werden sollte.
Wir werden nie begreifen können, wie Sie den Abriss der alten
Südtribüne reinen Gewissens selbst inszenieren und durchführen
konnten, obwohl es bis zu diesem Zeitpunkt weder eine Baugenehmigung
noch einen einzigen unterschriebenen Vertrag gegeben hat. Welcher
Bauherr reißt erst sein Haus ein und fragt sich dann, wo er
eigentlich schlafen soll? Niemals werden wir den Zeitpunkt des
Abrisses verstehen, der uns jetzt pro Spiel alleine an
Eintrittsgeldern mind. 25.000,- € kostet, mal ganz abgesehen von den
Verlusten durch die eigentlichen Mehreinnahmen wie z.B. dem
Getränkeverkauf.
Dafür müssen Sie sich verantworten und es bleibt nur zu hoffen, dass
Sie nicht in den Wirren einer Außerordentlichen Mitgliederversammlung
(AoMV) und ohne Bericht des Kassenprüfers dort entlastet werden. Aber
keine Bange, zumindest wir werden bei der AoMV aufstehen und diesen
Punkt ans Licht bringen. Ob Sie Präsident waren, sind oder bleiben,
wir werden nicht tatenlos zusehen, wie Sie sich klammheimlich aus der
Verantwortung stehlen. Da sich viele Dinge erst sehr viel später
aufklären lassen, werden wir Sie wie die Jahre zuvor ganz klar NICHT
entlasten.
Und was passiert eigentlich, wenn jedes AR-Mitglied auf der AoMV am
25.03.2007 einzeln abgewählt wird? Das würde wohl unweigerlich zur
Folge haben, dass die Zukunft des FC St. Pauli sehr düster aussieht,
denn egal wie man es dreht und wendet, in Ihrem Szenario verliert
immer der Verein. Wer bitte würde denn in Zukunft die Hand heben,
wenn es darum geht, das Kontrollamt des AR auszuüben? Zeigen Sie uns
diejenigen, die gewählt werden möchten eine Aufgabe zu übernehmen, um
dann in Pflichterfüllung eben dieser Aufgaben bekämpft, beschimpft und
weggejagt zu werden? Kritiker haben uns damals immer gefragt, was wir
denn machen wollen wenn Herr Littmann weg wäre, wer sollte dann Ihr
Amt übernehmen? Diese Frage hat der AR ja jetzt beantwortet, fragt
sich dann nur noch wer denn den neuen AR stellen sollte, wenn der
jetzige abgewählt wird? Bei der letzten Wahl sind von nur neun
Kandidaten sieben gewählt worden, viel Erfolg bei der weiteren Suche.
Des Weiteren und noch viel schlimmer wäre, dass der Verein dann
erstmal komplett führungslos dastände, denn das Präsidium – wir
erinnern uns – hat ja den Rücktritt bereits angekündigt. Da laut
Satzung ja nur der AR ein neues Präsidium zur Wahl aufstellen darf,
wäre diese Konstellation wohl die Fatalste, die dem Verein passieren
könnte, denn wir wären für unbestimmte Zeit komplett
handlungsunfähig. Aber stimmt, Sie haben Recht. Ihre Überlegung ist
vielleicht eine ganz Andere. Entweder Sie übernehmen das Amt einfach,
wenn das Amtsgericht per Beschluss einen Nachfolger bestimmt und
einsetzt oder aber Sie treten dann ganz gönnerhaft von ihrem
Rücktritt zurück. In beiden Fällen ständen Sie völlig kontrollfrei im
Amt und könnten tun und lassen was Sie wollen. Eigentlich ein genialer
Schachzug, doch wie man es auch dreht und wendet, in Ihrem Szenario
ist immer der FC St. Pauli der Verlierer. Wenn in den letzten Tagen
und Wochen viele Dinge unsicher waren und auch noch sind, einer Sache
können Sie sich sicher sein:
Einen Sonnenkönig haben wir lange genug gehabt, einen Diktator
werden wir niemals akzeptieren.
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