Bericht zur Stadionlage in Koblenz

Wissenswertes über Spiele, Presse & Kommentare sowie Live-Ticker und Fans der Regionalliga Süd.

Moderatoren: sascha, schranke, Rinderwahn, Prytzgyl, vosse, Hamsn, Admin-Team

Bericht zur Stadionlage in Koblenz

Beitragvon Tom Hardt » 26.01.2006, 10:17

Oberwerth bleibt ein Problemfall

Fußball: Die Koblenzer Nöte mit dem veralteten Stadion - Ausbaupläne liegen in der Schublade - Neue Arena nicht in Sicht

Der sportliche Höhenflug von TuS Koblenz hat auch seine Schattenseiten: Das Stadion Oberwerth, in dem der Fußball-Regionalligist seine Heimspiele austrägt, entspricht nur noch bedingt den Anforderungen des Deutschen Fußball-Bundes. Die Ursachen dafür sind vielfältig, eine Lösung der Probleme nur teilweise in Sicht. Fest steht: Ein neues Stadion, von dem bereits manche Fans träumen, bleibt aber wohl auf Jahre hin eine Vision.

KOBLENZ. In diesen Tagen beginnt man bei TuS Koblenz wieder einmal damit, diverse Unterlagen zusammenzutragen. Bis zum 1. März, so wollen es der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball-Liga (DFL), müssen alle Bewerber der Regionalligen ihre Unterlagen für die Lizenzierung in der DFL-Zentrale in Frankfurt abgegeben haben, zwei Wochen später müssen die Papiere für die Bundesliga- und Zweitligabewerber bei den gestrengen Verbands-Mitarbeitern auf dem Schreibtisch liegen. Neben der sportlichen Qualifikation wird man dort in erster Linie die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit hinterfragen, sprich, ob der Verein in der Lage ist, den Spielbetrieb während der Saison zu finanzieren. Und: Die so genannten "infrastrukturellen und sicherheitstechnischen Kriterien" müssen erfüllt werden, um in der Regionalliga oder gar der Zweiten Liga an den Start gehen zu dürfen. Dieser Punkt wird aller Voraussicht nach der Schwachpunkt in den umfangreichen Formularen der TuS sein, denn in letzter Konsequenz wird dort einmal mehr zu ersehen sein, dass das im Jahr 1936 gebaute Stadion Oberwerth nicht mehr den Standards des Profi-Fußballs anno 2006 genügt.

"Keine Frage, das Stadion ist nicht mehr zeitgemäß", gibt auch Jürgen Joras unumwunden zu, der als Leiter des Sport- und Bäderamtes für die Sportanlagen der Stadt verantwortlich ist. Und die Mängelliste rund um das Oberwerth ist lang. Die An- und Abfahrtswege sind selbst bei bescheidenem Zuschaueraufkommen stets verstopft, die installierte Lautsprecheranlage lässt zu wünschen übrig, dass die Haupt-Tribüne eigentlich ein Fall für die Abrissbirne ist, können auch diverse Anstriche nicht verhüllen. Oder die begrenzte Anzahl an überdachten Sitzplätzen, die gerade im Falle eines Aufstiegs zu einem echten Problem werden könnte. Ganz zu schweigen von der unzureichenden Abtrennung der Blöcke oder der nicht vorhandenen Polizei-Leitstelle, die für beide Ligen vorgeschrieben ist.

Vor allem der letzte Punkt dürfte bei der TuS angemahnt werden, auch wenn es bei DFB und DFL übereinstimmend heißt, "dass es natürlich Ausnahmen und Übergangsregelungen gibt."

Die Probleme sind bei Verwaltung und Politik hinreichend bekannt, waren aber über die Jahre nie wirklich relevant. "Es gab nun mal über 30 Jahre keinen Bedarf", weiß auch TuS-Manager Stefan Kuntz, der 1999 als Trainer von Borussia Neunkirchen selbst die Oberliga-Tristesse auf dem Oberwerth kennen gelernt hat. Was sich bekanntermaßen schlagartig geändert hat, weshalb man nun den notwendigen Modernisierungen hoffnungslos hinterherhinkt - zumal die öffentlichen Kassen leer sind. Auch deshalb ist auf dem Oberwerth schon längst nicht mehr an ein Junioren- oder Frauen-Länderspiel zu denken. Immerhin: Mit dem Regionalliga-Aufstieg der TuS wurde unter anderem ein abgegrenzter Gäste-Block errichtet, die Heim-Kabine erweitert, die Pressetribüne vergrößert. Seit Ende der 90er-Jahre werden die Probleme obendrein von der "Wasserschutzzone II" überlagert, die auf dem kompletten Gelände ausgewiesen wurde. Das "Errichten und Erweitern von baulichen Anlagen darf in diesem Bereich nicht durchgeführt werden", heißt es in der entsprechenden Verordnung. Ein Hemmschuh für fast alle erforderlichen Renovierungs-Maßnahmen, zumal im Sinne des sauberen Trinkwassers spezielle Baustoffe verwendet werden müssen - die entsprechend teurer sind. So ist derzeit auch der Bau einer Toiletten-Anlage auf der Gegengerade nicht in Sicht, einzig für die Sanierung der Toiletten in der Haupttribüne stehen 63.000 Euro im Etat der Stadt bereit. Um die Auflagen des DFB zumindest halbwegs erfüllen zu können, wurde als Notlösung für die Gäste-Fans eine mobile Toiletten-Anlage aufgestellt.

Die Pläne dafür liegen jedenfalls bereits in der Schublade, um das Stadion Oberwerth auf Vordermann zu bringen und den DFB beziehungsweise die DFL zufrieden zu stellen. Dazu zählen auch die Skizzen für eine Aufstockung und Überdachung der Gegengerade. Den Entwürfen zufolge könnten somit 7600 überdachte Sitzplätze entstehen, die Gesamt-Kapazität würde bei 14 000 Zuschauern liegen. Das Problem hier: die Finanzierung. "Es gäbe schon ein paar private Interessenten, die sich an der Sache beteiligen würden", glaubt TuS-Manager Kuntz, "aber die Kosten liegen auf Grund der Wasserschutz-Problematik um ein vielfaches höher."

Ohnehin ist der Verein bei all den Überlegungen nur in der Rolle des Bittstellers, an die Bildung von Eigenkapital ist in der Regionalliga nicht zu denken. Erst im Falle eine Aufstiegs könnte man bei der TuS wohl in die eigene Vereins-Struktur investieren. Dabei schwebt Kuntz ein Trainingsgelände mit mehreren Plätzen vor, wo alle Mannschaften aktiv werden könnten. "Das ist mindestens genauso wichtig wie die Stadionfrage, weil wir so mehr Talente fördern und dem Verein insgesamt ein breiteres Fundament geben könnten", sagt Kuntz.

Das ist freilich noch eine Vision ebenso wie der Bau eines neuen Stadions, von dem mancher blau-schwarze Fan bereits träumt. Zehn bis 15 Jahre würde es dem Vernehmen nach vermutlich dauern, bis sämtliche Genehmigungs-Verfahren abgeschlossen wären und die Bagger rollen könnten - es sei denn, der Höhenflug der TuS würde nachhaltig weitergehen und somit die Dinge womöglich beschleunigen. Bliebe dann nur noch die Frage, wo die geschätzten 20 Millionen Euro für eine Fußball-Arena herkommen sollen. Sven Sabock



Rhein-Zeitung - Ausgabe Koblenz, Region Nord vom 24.01.2006, Seite 29.
Der Ball ist rund - es sei den es ist ein Eckball.
Benutzeravatar
Tom Hardt
Regionalligastadion
Regionalligastadion
 
Beiträge: 1655
Registriert: 08.09.2005, 17:07
Wohnort: Neuwied-Irlich

Interview OB in Koblenz

Beitragvon Tom Hardt » 26.01.2006, 10:25

Wortwechsel

"Keine Grundlage für neues Stadion"

Dr. Eberhard Schulte-Wissermann, Oberbürgermeister von Koblenz

Wann immer es der Terminkalender zulässt, ist erste Bürger der Stadt bei den Heimspielen von Fußball-Regionalligist TuS Koblenz im Stadion Oberwerth. Wobei der Koblenzer Oberbürgermeister Dr. Eberhard Schulte-Wissermann auch in tristen Oberliga-Zeiten stets mit der TuS mitgefiebert hat und folglich in der anstehenden Rückrunde "alle verfügbaren Daumen" drücken wird. Der OB stellt im Interview mit unserer Zeitung allerdings auch klar, dass trotz aller Sympathien die finanziellen Möglichkeiten der Stadt begrenzt sind, um der TuS bessere Rahmenbedingungen zu verschaffen.

Herr Oberbürgermeister, TuS Koblenz muss im März die Lizenzierungs-Unterlagen abgeben. Inwieweit kann die Stadt helfen, dass das Stadion Oberwerth den Anforderungen entspricht?

Unser Stadion ist, freundlich ausgedrückt, in die Jahre gekommen. Seit die TuS in der Regionalliga erfolgreich spielt, sind die Zuschauerzahlen stark gestiegen. Mit der DFL haben wir bereits vor der Spielrunde 2004/2005 die unbedingt erforderlichen Maßnahmen abgearbeitet, um den Spielbetrieb zu gewährleisten. Einige Maßnahmen müssen noch folgen und werden derzeit geplant. So stehen im Haushalt 2006 Mittel für die Verbesserung der Sanitär- und Toiletteneinrichtungen für Besucher in der vorhandenen Tribüne. Unsere Schwierigkeiten haben aber nicht nur etwas mit Geld zu tun, sondern hängen auch damit zusammen, dass das Stadion in einer Wasserschutzzone steht und Baumaßnamen hier nur in engen Grenzen erlaubt sind. Wenn nun die TuS ihr Ziel erreicht und in die zweite Bundesliga aufsteigt, sind noch weit höhere Anforderungen zu erfüllen und der Finanzierungsaufwand wird weiter steigen.

Können angedachte Modernisierungen wie zum Beispiel die Überdachung der Gegengerade überhaupt zeitnah in die Wege geleitet werden?

Mit der Überdachung der Gegengerade wäre nur ein Teilbereich zur Verbesserung des Stadions erfüllt. Wichtiger erscheint mir jedoch, dass auf der Ostseite des Stadions die dringend erforderlichen Toiletteneinrichtungen und strukturellen Verbesserungen umgesetzt werden. Dies muss planerisch und finanziell als Einheit mit der Überdachung gesehen werden. Kurzfristig, das heißt in 2006, ist hier eine Umsetzung der bestehenden Vorstellungen weder planerisch noch verfahrenstechnisch sowohl in der Baudurchführung als auch in der Finanzierung zu erwarten.

Sind in diesem Zusammenhang Fördermittel vom Land zu erwarten?

Seitens des Landes wurden Fördermittel für die notwendigen Maßnahmen zur Verbesserung der strukturellen Situation des Stadions entsprechend den bekannten Auflagen der DFL für die Regionalliga in Aussicht gestellt. Ein weiterer Ausbau mit Hinblick auf die Zweite Liga wird aber Mittel beanspruchen, die noch nicht bekannt sind und die bisher weder bei der Stadt noch beim Land zur Verfügung stehen. Ich möchte betonen, dass auch die Verantwortlichen in Rat und Verwaltung es gerne sehen würden, wenn die TuS in der Zweiten Bundesliga spielte und sich dort auch etablieren könnte. Andererseits wird dann auch die Frage im Raum stehen, inwieweit ein Nutzer, der Profi-Sport auf diesem Niveau betreibt, an den Kosten, die weit über das sportlich Notwendige hinausgehen, beteiligt werden muss.


Wie schafft die Stadt den Spagat der TuS zu helfen, ohne die übrigen Vereine und Sportstätten zu vernachlässigen?

Die Stadt Koblenz fördert seit jeher den Breitensport in beispielhafter Form. Dies wird auch durch die Vielzahl der Sport treibenden Vereine mit über 40.000 Vereinsmitgliedern bestätigt. Der Organisationsgrad, das heißt der Anteil der Einwohner, die Mitglied in einem Sportverein sind, ist in Koblenz der Abstand höchste unter den Großstädten in Rheinland-Pfalz. Wir können mit Stolz auch auf Leistungssportler in olympischen Disziplinen und vielen anderen Sportarten hinweisen. Neben den Haushaltsmitteln, die die Stadt im Rahmen der Sportförderung für den Breiten- und Leistungssport zur Verfügung stellt, stellen die Koblenzer Sportstiftung und die Förderinitiative GOLYMPIA wichtige Säulen in der Förderung des Leistungssports dar. Bisher hatte noch kein Verein Grund oder Anlass, sich durch das Engagement der Stadt für die TuS benachteiligt zu fühlen. Ich möchte hier auch in aller Deutlichkeit klarstellen, dass die Stadt der TuS aus dem städtischen Haushalt für den Spielbetrieb der ersten Mannschaft keinerlei Zuschüsse zahlt; die TuS erhält für Jugend- und Breitensport die gleiche Förderung wie die übrigen Vereine, kann andererseits aber auch nicht in dem erforderlichen Umfang auf Trainingsmöglichkeiten insbesondere für die Jugendmannschaften zugreifen.

Die TuS-Fans träumen schon von einem neuen Stadion. Sehen Sie dafür eine realistische Grundlage?

Auch mir ist zu Ohren gekommen, dass einige TuS-Fans von einem neuen Stadion träumen. Selbst wenn die TuS hierzu in der Lage wäre, sehe ich in absehbarer Zeit hierzu keine Realisierungsmöglichkeit, da es an zwei wesentlichen Voraussetzungen für den Bau einer solchen Sportanlage mangelt. Zum einen gibt es im Koblenzer Flächennutzungsplan keine entsprechende Fläche. Es würden dafür rund 200.000 Quadratmeter benötigt. Ein dafür notwendiges Bauleitplanverfahren braucht viel Zeit. Unter Umständen müssen wir hier in Zeiträumen denken, wie wir sie für die Ansiedlung von IKEA gebraucht haben. Außerdem ist hier immer von einem reinen Fußballstadion die Rede. Demnach müsste die Stadt das Stadion Oberwerth weiter betreiben für Leichtathletik, Schulsport und viele andere Veranstaltungen. Für die Stadt sehe ich derzeit keine Grundlage, sich an einem solchen Stadion zu beteiligen. Ich möchte aber darum werben, dass sich alle Verantwortlichen darum bemühen, unser traditionsreiches Stadion Oberwerth in einem überschaubaren Zeitraum fit für die Zukunft zu machen.

Die Fragen stellte Sven Sabock



Rhein-Zeitung - Ausgabe Koblenz, Region Nord vom 24.01.2006, Seite 29.
Der Ball ist rund - es sei den es ist ein Eckball.
Benutzeravatar
Tom Hardt
Regionalligastadion
Regionalligastadion
 
Beiträge: 1655
Registriert: 08.09.2005, 17:07
Wohnort: Neuwied-Irlich


Zurück zu Regionalliga Süd

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 194 Gäste

cron