Kickers stehen am Scheideweg
Nach der 1:2-Niederlage in Pirmasens werden die nächsten drei Spiele richtungsweisend
PIRMASENS. Die Stuttgarter Kickers haben am Samstag gleich mehrfach verloren: Das Regionalligaspiel in Pirmasens mit 1:2, Mustafa Parmak durch Platzverweis, Bashiru Gambo durch Verletzung. "Und am Ende haben wir auch noch die Nerven verloren", so Trainer Dutt.
Von Joachim Klumpp
Zehn Tage hatte die Mannschaft der Stuttgarter Kickers Zeit, sich auf die Partie in Pirmasens vorzubereiten. Das tat sie unter anderem mit dem Besuch des WM-Films "Sommermärchen". Wobei der Trainer Robin Dutt schon sagte: "Die WM und die Meisterschaft in der Regionalliga sind zwei Paar Stiefel." Wie recht er doch hat. Das Sommermärchen der Kickers jedenfalls droht zu Ende zu gehen, zumindest wenn man die Leistung beim Aufsteiger FK Pirmasens als Maßstab nimmt. Die 1:2-Niederlage könnte Spuren hinterlassen, nicht nur weil die Kickers wegen Ungereimtheiten auf dem Spielbericht (ein FKP-Akteur soll erst nachträglich notiert worden sein) überlegen, Protest einzulegen. "Allzu große Hoffnungen setze ich darauf aber nicht", sagt der Manager Joachim Cast.
Der Trainer hatte dafür große Hoffnungen in seine Mannschaft gesetzt. "Alle sind heiß", sagte vorab Robin Dutt, der dann mit ansehen musste, dass es vorne und hinten nicht stimmte. Die Abwehr unsicher, das Mittelfeld schlecht organisiert und der Sturm ohne Durchschlagskraft. Was sich schon in der vierten Minute zeigte, als Mirnes Mesic völlig frei stehend einen Kopfball nachlässig übers Tor setzte. "Wenn wir in Führung gehen, läuft das Spiel anders", sagte Dutt.
So machten dann die Gastgeber das Spiel, wenn auch mit eher bescheidenen Mitteln. Dutt: "Uns haben dennoch die Ideen gefehlt, die Abwehr zu knacken." Was nicht zuletzt an Bashiru Gambo lag, der als Spielmacher keine Akzente setzen konnte. Dass der Ghanaer eine Viertelstunde vor Schluss schließlich mit schmerzverzerrtem Gesicht und einer Ellenbogenverletzung vom Platz musste, passte ebenso ins trübe Bild wie der Platzverweis kurz darauf von Mustafa Parmak, der sich zu einem Nachtreten hinreißen ließ, auch wenn er sagte: "Ich wollte mich nur befreien." Dutt gab zumindest zu: "Am Ende haben wir die Nerven verloren."
Warum? "Vielleicht ist es für den einen oder anderen Spieler neu, dass wir die Gejagten sind." Denn die ersten Symptome bestätigten sich nach dem vierten Spiel ohne Sieg (dazu noch das Aus im WFV-Pokal) als Diagnose: die Kickers in der Krise.
Zumal sich zu den offensichtlichen Schwächen in allen Mannschaftsteilen auch noch taktisches Fehlverhalten gesellte. Als die Kickers kurz nach der Pause durch Parmak zum Ausgleich kamen, rannten sie weiter ins Verderben, anstatt erst einmal das Spiel zu beruhigen. "Wir wollten zu viel", sagte der Trainer später. Im Vorjahr als Tabellenachter hatte auswärts ein Punkt noch gereicht, "jetzt nicht mehr". Doch einer ist besser als keiner. Und beim 2:1 durch Reich traf der Torschütze im dritten Versuch, ohne dass auch nur ein Kickers-Spieler störend eingriff. "Da kann was nicht stimmen", sagte der Verteidiger Marco Wildersinn.
Weil insgesamt so einiges nicht stimmte, ist nun auch der Trainer und sein Team gefordert. "In den vergangenen Wochen war die Arbeit leicht", sagt Dutt, "jetzt müssen wir die richtigen Konsequenzen ziehen." Soll heißen eine Mischung aus Härte und Motivation. Der Trainer betont: "Wir sollten erst einmal die Tabelle von der Wand reißen und weniger vom Aufstieg reden. Für den weiteren Verlauf der Saison werden die nächsten Wochen entscheidend sein." Und die haben es in sich: Bereits am Freitag kommt Bayern München II, dann Hertha BSC im Pokal, zum Abschluss der (englischen) Woche schließlich der SV Wehen am 29. Oktober.
Just an diesem Tag endet in Deutschland übrigens die Sommerzeit. Und in Stuttgart das Sommermärchen der Kickers?
Kickers: Yelldell - Benda, Wildersinn (68. Kanyuk), Yildiz, Härter - Parmak, Hartmann, Gambo (76. Schlabach), Stierle (71. Sökler) - Mesic, Okpala.
Tore: 1:0 Hunsicker (6.), 1:1 Parmak (47.), 2:1 Reich (54.).
Rote Karte: Parmak (Nachtreten, 79.).
Aktualisiert: 16.10.2006, 06:12 Uhr
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Ich bin nicht der beste Trainer Welt, aber niemand ist weltweit besser als ich... (José Mourinho)