von schranke » 24.03.2006, 16:01
ich mein den hier:
Harsche Kritik übte das französische Idol
Michel Platini am Rande der Exekutivsitzung der Europäischen
Fußball-Union (UEFA) in Budapest am Zusammenschluss der 18
einflussreichsten Klubs in Europa, G14. "Die großen Vereine wollen
immer mehr Geld. Sie sehen den Sport nur als Mittel, um noch mehr
Geld zu scheffeln. Diese Philosophie vertreten wir nicht", erklärte
der Europameister von 1984, der neben WM-Ok-Chef Franz Beckenbauer
ein Kandidat für die Nachfolge von UEFA-Präsident Lennart Johansson
ist.
Der einstige Mittelfeldstar kritisierte damit die G14, zu der
auch der deutsche Rekordmeister Bayern München, Borussia Dortmund
und Bayer Leverkusen gehören, für die Unterstützung der Klage des
belgischen Erstligisten SC Charleroi gegen den Fußball-Weltverband
FIFA und der hohen finanziellen Forderungen. Charleroi fordert von
der FIFA 615.955 Euro Entschädigung, weil sich sein marokkanischer
Mittelfeldspieler Abdelmajid Oulmers bei einem Länderspiel gegen
Burkina Faso im November 2004 schwer verletzt hat.
Die Forderung der G14 nach finanzieller Kompensation für
derartige Fälle steht schon seit längerem. Die G14 will eine
Entschädigung von 860 Millionen Euro. "Diese Summe spiegelt den
Schaden wider, den die 18 Klubs in den vergangenen zehn Jahren
erlitten haben, nachdem sich ihre Nationalspieler bei Länderspielen
verletzt hatten", sagte G14-Anwalt Jean-Louis Dupont am ersten
Prozesstag im Fall Charleroi vs. FIFA am vergangenen Montag.
"Die Verein haben das Recht, Forderungen zu stellen. Aber sie
müssen die bestehenden Strukturen beachten und über das Klubforum
der UEFA oder die nationalen Verbände gehen", stellte Platini klar.
Dieser Meinung ist auch FIFA-Boss Sepp Blatter, der am Mittwoch zu
Solidarität aufrief. "Mit Dank und der großen Unterstützung durch
die Fußball-Familie sehe ich dieser Angelegenheit mit Optimismus
entgegen. Ich vertraue der Justiz", erklärte der Schweizer.
Nach Artikel 37 der FIFA-Statuten sind die Klubs verpflichtet,
ihre Nationalspieler kostenlos für Länderspiele abzustellen. Gegen
diese Vereinbarung laufen inzwischen immer mehr Vereine Sturm. Die
G14 sieht in der Klausel eine Verletzung des europäischen
Wettbewerbsrechts. Die FIFA missbrauche dabei ihre Monopolstellung.
Beim Prozessauftakt stellte die FIFA den Antrag auf Verlegung
der Anhörung, was vom Gericht allerdings abgewiesen wurde. Die
Instanz hat für den Prozess zunächst 30 bis 90 Tage angesetzt, mit
einem Urteil vor dem Beginn der WM in Deutschland ist aber kaum zu
rechnen. "Die FIFA hat in der Vergangenheit bereits mehrmals mit
Befriedigung zur Kenntnis genommen, dass juristisch angegriffene
Regelungen der Sportverbände, die von diesen aus sportlichen
Gründen erlassen worden sind, von Gerichten immer wieder geschützt
worden sind", hieß es in einer FIFA-Mitteilung.
Platini zweifelte in seinen Äußerungen auch an den Strukturen
der G14: "Diese Gruppierung hat nur einen einzigen Angestellten",
spottete der Torschützenkönig der EM 1984 mit Blick auf
Generaldirektor Thomas Kurth und meinte weiter: "Sie wird von zwei
Vereinen geführt. Die anderen wissen oft gar nicht, was gerade vor
sich geht."
Im Zusammenhang mit dem laufenden Prozess deutete UEFA-Boss
Lennart Johansson indirekt an, seine Entscheidung zu einem
Rücktritt 2007 nocheinmal zu überdenken: "Ich weiß nicht, ob ich
irgendeine Ankündigung machen werde. Natürlich würde ich gerne
fischen gehen. Aber ich will dabei daran denken, dass ich in den
letzten 19 Jahren ein Teil der Entwicklung dieses Sports war. Ich
mag allerdings nicht den Gedanken, dass ich sehe, wie das alles
zerstört wird."
Es sind schon viele Weltmeister Alkoholiker geworden. Ich bin aber der erste Alkoholiker, der Weltmeister geworden ist. (Eckhard Dagge)