von blaublütig » 13.06.2009, 19:49
Darüber haben wir im Hoffenheim-Fred genügend diskutiert und sind auf keinen grünen Zweig gekommen. Des halb hier nochmal ein Artikel, der zumindest meine Abneigung erklärt:
“Gegen den modernen Fußball”
Obwohl der bezahlte Fußball längst ein Millionengeschäft geworden ist, ist für die Anhänger, die seit Jahr und Tag in die Stadien pilgern mit dem Kick weit mehr verbunden als dicke Geschäfte und der bloße sportliche Wettbewerb. Insbesondere in Zeiten sich auflösender Sinnstrukturen und wegbrechender sozialer Absicherung ist der eigene Verein ein Instrument zur Identitätsbildung geworden. Loyalität und tiefe Verbundenheit jenseits des sportlichen Erfolges sind für viele Anhänger eine stärkere Antriebsfeder, sich allsamstäglich in Bewegung zu setzen als Champions League und Meisterschale. Daraus folgt ein schon seit Jahren schwelender Widerspruch zwischen der Entwicklung im Geschäft Profifußball und Anspruch der die Stadien füllenden Fußballfans. Mit Sorge wird dabei ins Mutterland des Fußballs, nach England geblickt: Zwar ist die Premier League durch ihre ausländischen Stars zur Zeit wohl die teuerste und beste Liga der Welt, doch die dafür zu zahlenden Eintrittspreise sind jenseits von Gut und Böse und sorgen für einen Austausch des Publikums.
Und so prangt in vielen deutschen Fankurven mittlerweile ein Plakat, das mit „Gegen den modernen Fußball“ beschrieben ist, und der Sorge Ausdruck verleiht, Fußball verkomme zum bloßen Geschäft. Hoffenheim ist beredtes Beispiel dafür, dass die Sorge begründet ist. Denn der Erfolg der TSG ist ein weiteres Indiz dafür, dass es für einen erfolgreichen Fußballverein gar keine Fans braucht: Schon lange treiben die zuschauerarmen aber telegenen Werbemaßnahmen aus Wolfsburg (VW) und Leverkusen (Bayer) recht erfolgreich ihr Unwesen, in der zweiten Liga wächst Ingolstadt (Audi) nach. Dass der Erfolg dieser Vereine wenig mit dem Anspruch erfolgreichen Sport zu betreiben und viel mit dem Wunsch der entsprechenden Firmen, ihr Logo samstäglich deutschlandweit und mittwochlich europaweit über die Bildschirme zu schicken zu tun hat, ist kein Geheimnis. Nun also noch das „Projekt“ Hoffenheim, das den letztjährigen Zuschauerschnitt nur den vielen Gästefans zu verdanken hat: Im Wettstreit der Marken geht es auch ohne Fans und ohne gewachsene Strukturen. Und das trifft den Fan viel mehr als der Neid auf das aus der Portokasse bezahlte Transfervolumen von 20 Millionen Euro.
Quelle: Readers Edition
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